Dokumol Spritz (Update)

High contrast, Dokumenten- oder gar Lithentwickler: Lese ich mich in den Dokumol und seine Kumpels ein, so scheinen wahre Kontrastwunder zum Repertoire dieser Entwickler für technische Filme und Papiere zu gehören. Doch die Zaubermittelchen auf normale Alt-Fotopapiere angewandt, ist das Ergebnis wohl eher als nüchternd und unbefriedigend zu bezeichnen.

Mein Anfangsgedanke lag, mangels Wissen und Erfahrung, auf ähnlichem Bildungsniveau: Alte Fotopapiere von ORWO mit einem kräftig angesetzten Dokumol entwickelt, sollte sich das betagte Material beinahe wie „normale“ Fotopapiere entwickeln lassen. Kein Grauschlauer und Co. dürften zu sehen sein. Der Gedanke klingt nur logisch, in der Praxis enthält der Gedanke einige Denklücken.

„Dokumol Spritz (Update)“ weiterlesen

Ronymol

Da steht er nun, ein 5 Liter Kanister mit Dokumol. In einem Kraftakt durch Halb Berlin geschleppt.

Ich bekam ihn mit der Anmerkung geschenkt, dass ich vielleicht irgendetwas damit anfangen kann. Ausgerechnet ich, der der Lithentwicklung mit abgelaufenem ORWO Fotopapier verfallen ist. Was soll ich mit einem hart entwickelndem Papierentwickler? Leider verhindert das Superadditiv Phenidon im Dokumol, dass sich das Wässerchen zum Lithen eignet.

Es vergeht seine Zeit, bis ich mich aufraffen kann, „normal“ zu belichten und zu entwickeln. Experimente mit dem alten ORWO-Papier und typischen Papierentwicklern sind bisher am Grauschleier gescheitert. Die Ergebnisse erinnern an meine Fotografischen Höhlenmalereien. Die Aussage, dass Dokumol hart entwickelnd ist, muss auch relativiert werden. Hart ist nicht gleich hart, geschweige denn mit einem Maskenprozess zu vergleichen. Und selbst da ist Hart eher samtweich.

„Ronymol“ weiterlesen

Einfach Licht drüber gebügelt

„Ich hab alten Fotofilm für dich. Der soll Licht gesehen haben, schwärzt sich am Rand. Sind aber alles kleine Abschnitte.“

Der neue Kollege mistet die Hinterlassenschaften seines Vorgängers aus. Sein Fotofilm ist ein moderner technischer Film für die Maskenherstellung. Modern ist vielleicht etwas übertrieben, in der Ausbildung sollte man ruhig jene Technologien zeigen, die die digitale Arroganz erst möglich gemacht hat. Jedenfalls hält er mir einen Karton größer A4 vor die Nase und ich beisse an.

Nun sitze ich im Atelier und sortiere im Rotlicht das überlassene Fotomaterial aus. Alles was kleiner 13 x 18 cm ist Basis zum Einbelichten und der Rest ein Fall für die vorbildliche Entsorgung. Ich habe eigentlich nur Kleinzeug kleiner der klassischen Postkarte. Allmählich macht sich in mir Wut breit: Der Karton war eine klassische Mogelpackung. Am Ende komme ich auf 8 Bögen, die nach dem Zuschnitt ein Lichtbild von etwa 18 x 24 cm ergeben. Bei der zu erwartenden Ausbeute lohnt es sich eigentlich nicht, dem Thema überhaupt anzunehmen. In meinem Materiallager liegen einige Kartons ORWO FU5-Film für meine PosaNeg-Aktivitäten. Da brauche ich diesen Spaß hier nicht.

Es gibt eine kleine Herausforderung: Wenn das Material Licht und sei es nur partiell gesehen hat, lässt sich dennoch ein Motiv drüber belichten? Also ich denke da an eine Doppelbelichtung. Die erste Belichtung völlig zufällig, die zweite Belichtung mein Motiv. Um es gleich vorweg zu nehmen: Entwickelt mit einem Lithentwickler. Andere Spielvarianten mit superadditiven Entwicklerkombinationen fasse ich nicht ins Auge. Wenn, dann soll es Hydrochinon und die Zeit alleine richten.

Dank der vielen Schnipsel komme ich auf eine „funktionierende“ Kombination aus Belichtung und Lithentwicklung. Die Materialabschnitte verhalten sich sehr unterschiedlich. Dazu kommt, das Filmmaterial auf Sicht entwickeln etwas andere Abbruchkriterien hat, da das „Positiv“ später mit einen weißen Hintergrund verklebt wird.

Irgendwie funktioniert das, was ich vorhabe. Für den Fall, dass ich das Filmmaterial zu lange entwickle, bade ich das Positiv auf Negativmaterial in Selen und lasse den Farmerschen Abschwächer das überschüssige Silber abtragen. Der Fall trifft zum Glück nur einmal ein. Alles andere kann ohne Nacharbeit weiterverarbeitet werden. Statt erwärmter Gelatine verwende ich zum Verkleben des Mixed Media Imagine-Papier von Canson mit dem technischen Film diesmal handelsüblichen Zellleim, angereichert mit einem Schuss Latex Bindemittel. Diese Kombination lässt sich im Gegensatz zur Gelatineverklebung, weil nicht so temperaturempfindlich, besser verarbeiten.

Ein „frischer“ alter ORWO NP20 … was nun?

Im Laufe der letzten Jahre haben sich ein paar alte ORWO Fotofilme angesammelt, die endlich mal belichtet werden wollen. Den Anfang soll der NP20 machen, stilecht in der Lomo LCA verknipst. Erst wollte ich meine geliebte Exa 1b reaktivieren, doch war ich einfach zur separaten Belichtungsmessung zu faul. Gut, dem NP20 liegt ein Mini-Belichtungsratgeber bei, doch das anvisierte Sujet ist vom Licht her etwas komplizierter als die drei Vorgaben des Beipackzettel.

Ich packe den Film aus und beim Versuch, die Kunststoffhülle um die Filmpatrone zu entfernen, breche ich mir fast die Finger. Das Gefühl hatte ich schon damals, als es die DDR noch gab und ich mit der Beirette oder Exa 1b geknipst habe. Auf alle Fälle ist der Film gut verpackt, so als hätte ORWO damit gerechnet, dass der Film erst nach über dreissig Jahre in die Kamera gelegt wird.

In alten ORWO-Rezepten* nachgelesen, soll der NP20 bei 1 + 40 ganze neun bis elf Minuten in R09 baden. Darkroom Solutions gibt bei 1 + 20 fünf Minuten an. Die Zeiten erinnern mich an den Rollei Retro 80s. Ihn belichte ich statt mit einer ISO 80 mit einem EI 50 und entwickle ihn dann wie folgt:

Erste Minute kippen, dreißig Sekunden warten und dann wieder dreißig Sekunden kippen. Die Dose ruhen lassen. Dritte und vierte Minute Dose zweimal kurz kippen. Dose ruhen lassen. Sechste Minute zweimal kippen und Dose bis zur achten Minute stehen lassen. Fertig und den verbrauchten Entwickler ausgießen.

Diesen Entwicklungsrhythmus nenne ich heldenmäßig den MakkerRony Move. Bei der Papierentwicklung ist mir aufgefallen, dass die Bewegung des Fotopapiers im Entwickler am Anfang mehr Einfluss auf die Entwicklung des Bildes als das Schwenken am Ende der Entwicklung. Den ORWO NP20 als EI50 zu behandeln rührt einfach aus meiner Erfahrung heraus, dass derart alte Negativfilme bis zu einem Lichtwert mehr Licht vertragen können.

Voraussetzung, dass der ORWO NP20 trotz seines Alters noch halbwegs ordentlich funktioniert, ist eine halbwegs vernünftige Lagerung. Das kann natürlich niemand garantieren …

* Entwickeln, Norbert Göpel, VEB Fotokinoverlag Leipzig, 1976

Foma Retropan 320 soft und Rodinal

Während meiner unterbezahlten Autorenschaft unteranderem auch für die PhotoKLASSIK war ich in der glücklichen Lage, das eine oder andere Geheimwässerchen für die optimale Negativentwicklung ausprobieren zu dürfen. Wenn ich ehrlich bin: Nach dem Test und Artikel standen die teuren Suppen im Chemie-Kühlschrank herum und oxidierten vor sich hin. Ist etwas an normalen Filmnegativen zu entwicklen, dann greife ich zum Altmeister Rodinal oder eines seiner Derivate. Um meiner Unverfrorenheit noch die Kirsche als Krone aufzusetzen, bevorzuge ich den kornförderlichen 1 + 25-Ansatz der Arbeitslösung.

Irgendwann fiel mir der Foma Retropan 320 soft auf, wobei ich den Hinweis auf den Negativentwickler Retro Special gerne überlesen habe. Ich erinnere mich an Rollei’s RPX-Filme und den speziellen Spezialentwickler RPX-D. Auf so etwas bin ich zweimal hereingefallen: Einmal und nie wieder. In 99% aller Anwendungsfälle halte ich das Spezialzeugs für nicht notwendig. Für das letzte 1% gibt es Caffenol mit einem kleinen Spritzer echten Negativentwickler. So ein superspezial abgestimmter Negativentwickler, das allerfeinstes Korn und die allerallerfeinsten Grauwerte abliefern soll, geht auch unanständig ins liebe Geld.

„Foma Retropan 320 soft und Rodinal“ weiterlesen